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Inhalt:
Der junge Roman Kogler sitzt wegen Totschlags in der Sonderstrafanstalt für Jugendliche in Wiener Neustadt. Die Hälfte seiner Haft hat er hinter sich und er könnte auf Bewährung entlassen werden, wenn er einen Job fände. Doch in der Arbeitswelt Fuss zu fassen und damit zurückzukehren in die Gesellschaft, ist für den in sich menschenscheuen Roman, der bislang im Leben kaum etwas anderes als Heim- und Gefängnismauern gesehen hat, ein schier unerreichbares Ziel. Dass er an Erstickungsängsten leidet kommt ebenso erschwerend hinzu wie seine fehlenden beruflichen Interessen. Als er sich ausgerechnet bei einem Bestattungsunternehmen bewirbt, wundert sich nicht nur sein aufgeregt bemühter Bewährungshelfer.
Bei der Wiener Bestattung herrschen raue Sitten, gefragt sind Routine, keine Trauer oder Berührungsängste. Trotzdem oder gerade deswegen fühlt sich Roman diesem Job gewachsen, denn die Toten, die tun ihm nichts. In der Leiche einer Frau Kogler vermutet Roman seine Mutter, die ihn als Baby ins Heim gegeben hat. Als sich seine Vermutung als falsch entpuppt, entwickelt der junge Kogler zum ersten Mal Initiative. Er sucht und findet seine Mutter unter den Lebenden. Dabei kommt er mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine.
Regisseur Karl Markovics flicht in sein Drehbuch leitmotivisch das Thema des Atmens ein: die Toten, die das Atmen nicht mehr können, das Atmen beim Schwimmen und Tauchen, das Kogler in der Anstalt verbissen ausübt, und auch der Wunsch, Tauchlehrer zu sein auf Mauritius, bis hin zu den Wiederbelebungsversuchen an einem Zusammengebrochenen auf der Strasse. Und auch den Entschluss seiner Mutter ihn damals wegzugeben gründet im Atmen respektive Nicht- Atmen.
Der 17-jährige Neo-Schauspieler Thomas Schubert vermittelt überzeugend die Verstocktheit aber auch die Liebenswürdigkeit der Figur des Roman Koglers. «Vor allem der junge Laiendarsteller Thomas Schubert fügt sich nahtlos in Markovics’ wortkarges Regiekonzept. Vielleicht ein Glücksgriff dieses Erstlingsregisseurs. Oder der Kennerblick eines grossen Schauspielers.» Die älteren erfahrungsreichen Kollegen von Thomas Schubert beeindrucken gleichfalls, allen voran Georg Friedrich in der x-ten Variation des Proleten. Aber auch Gerhard Liebmann als Bewährungshelfer, Stefan Matousch als Vorgesetzter bei der Bestattung und Karin Lischka als Romans Mutter komplettieren die reife Ensembleleistung.
In betörend sorgfältig komponierten Breitwandbildern entwirft Markovics eine stilsichere Sozialstudie der minimalistischen Art. Kein Bild zu viel, kein Text zu geschwätzig. Das düstere Setting der Geschichte wird angenehm durch den stets wieder aufblitzenden schwarzen Humor konterkariert. Dass der Film seinem Helden am Ende zutraut sich freizuschwimmen, macht Hoffnung. Atmen ist der Bildungsroman eines Jugendlichen, der eigentlich keine Chance hat.
Auszeichnungen:
* Cannes Int. Filmfestival 2011 – Label Europe Cinemas
* Sarajevo Int. Film Festival 2011 – Goldene Muschel für Bester Film
* Sarajevo Int. Film Festival 2011 – Goldene Muschel für Thomas Schubert als bester Hauptdarsteller
* Sarajevo Int. Film Festival 2011 – CICAIC-Preis
* Zurich Film Festival 2011 – Goldenes Auge für Bester deutschsprachiger Spielfilm
* Quebec City Film Festival 2011 – Hauptpreis für Bester Erstlingsfilm
* Kiew Int. Filmfestival Molodist 2011 – Goldener Hirsch für Bester Spielfilm
* Kiew Int. Filmfestival Molodist 2011 – Fipresci Preis
* São Paulo Int. Film Festival 2011 – Jurypreis für Bester Film
* 8. Miskolc Jameson CineFest (Ungarn) – Ökumenischer Filmpreis
* Österreichs offizielle Einreichung für die Oscar-Nominationen 2012
* European Film Awards 2011 – Nominierung für Bestes Europäisches Debut
Zitate:
* «Karl Markovics feiert mit diesem kleinen, aber perfekt stilisierten Stück Sozialrealismus sein Debüt. (...) Dieser Film ist von lyrischer Schönheit. (... ) Zuschauer, die sich auf dieses Abenteuer einlassen, werden reichlich belohnt.»
Variety
* «Der karge, meditative und unglaublich eloquente Erstlingsfilm des österreichischen Schauspielers und Neo-Regisseurs Karl Markovics zählt zu den vielversprechendsten Debüts in Cannes. (...) ‹Atmen› ist ein nüchternes und fesselndes Drama, das durch seine intelligente Zurückhaltung, kontrollierte Bildästhetik und seinen sachlichen Zugang hervorsticht und von einer erfrischenden dramaturgischen Vollkommenheit ist. Dieser Film ist Karl Markovics’ gelungener Start ins Regiefach.»
Hollywood Reporter
* «Karl Markovics macht (...) alles richtig. Er setzt kaltem Realismus-Kino Wärme entgegen.»
Kurier
* «Ein Erfolg.»
Liberation
* «Sein Debüt als Regisseur ist ein grosser Wurf: das ergreifende Porträt eines jungen Straftäters, erzählt in betörend strengen Bildkompositionen.»
Kino-Zeit.de
* «Das ist die erste Regiearbeit des Schauspielers Karl Markovics, der hinter die Kamera gewechselt hat. Und das ist ihm gelungen. Grossartig.»
france2.fr
* «Ein grossartiger Film.»
cineuropa.org
* «Ein aussergewöhnlicher Film. Karl Markovics (...) gelingt es, seinen wunderschönen Debütfilm auf eine Ebene mit den besten österreichischen Filmen der letzten Jahre und den Highlights des diesjährigen Cannes-Filmfestivals zu heben.»
nisimasa.com
* «Man darf sich also freuen über die Selbsternennung des Schauspielers Markovics zum Regisseur. Er arbeitet mit Brüchen, Ellipsen, Short Cuts und langen Einstellungen, pflegt einen eigenwilligen Humor und trifft anscheinend immer die richtigen Entscheidungen. Ein famoses Debüt.»
critic.de
* «Als ernsthaftes, doch publikumsfreundliches Sozialdrama mit künstlerischer Ambition ist ‹Atmen› aber ein willkommener Beitrag zum Austro-Kino.»
Die Presse
* «Die leichtfüssige und morbide Geschichte (...) Kameramann Martin Gschlacht liefert dazu
berauschende Bilder.»
Die kleine Zeitung
* «Markovics zeigt, dass er Kino machen kann, weitab vom versöhnlichen Fernsehspiel, mit dem am Ende alle zufrieden sind. (...) Ein Sozialdrama mit durchaus optimistischer Note. Die Geschichte einer langsamen Befreiung.»
Wiener Zeitung
* «Obwohl oder weil der Film sich erst gegen Ende schlagartig auflöst, ist er sofort spannend, spannend wie Bergman, spannend wie Antonioni, spannend wie Vinterberg.»
artechock.de
* «Karl Markovics Debüt als Regisseur ist ein grosser Wurf.»
artechock.de
* «Der Regisseurs weiss genau umzugehen mit Beobachtungen, Blicken, ruhigen Momenten, die der Figur Raum lassen – Raum, der im klar geregelten Strafvollzug fehlt, Raum durch den man der Figur nahekommt.»
screenshot-online.com
* «Bleibt zu hoffen, dass Markovics noch mehr solche tollen Visitenkarten in der Hinterhand hat.»
outnow.ch
* «Ein einfühlsames Porträt ist Markovics gelungen, berührend und auf untergründige Weise packend.»
cinefacts.de
* «Karl Markovics balanciert seinen Film hier irgendwo zwischen Six Feet Under, The Messenger und Komm Süsser Tod, gewürzt mit viel Eigenständigkeit und einer – besonders für einen Debütfilm – unwahrscheinlich stilsicheren Inszenierung.»
filmering.at
* «Ein Sozialdrama und ein Lebensaufstieg voll herber Poesie.»
Die Furche
Regie:
Karl Markovics
Start im Kiwi Scala:
2012-03-29
Darsteller:
Thomas Schubert (Roman Kogler), Karin Lischka (Margit Kogler), Georg Friedrich (Rudolf Kienast), Gerhard Liebmann (Walter Fakler), Stefan Matousch 8Gerhard Schorn), Georg Veitl (Jürgen Hefor), Klaus Rott (Leopold Wesnik), Luna Mijovic (Mona), Reinhold G. Moritz (Josef Kallinger), Martin Oberhauser (Gefänfniswärter #3), Magdalena Kronschläger (Junge Frau), David Oberkogler (Polizist #1), Michael Duregger (Polizist #2), Peter Raffalt (Richter), Stephanie Taussig (Schwiegertochter), Gabriela Schmoll (Haushaltshilfe), Elena Dörfler (Roberta), Robert Putzinger (Zugbediensteter)
Drehbuch:
Karl Markovics